Aug in Aug
Tierportraits im Mehrfarben-Hochdruck. Von Gudrun Waletzki
Als Künstlerin ändert sich ihr Blick: Sie sieht das einzelne Tier in der Masse, erkennt in ihm das Individuum, spürt seine Aura und seinen Charakter. In ihren Drucken verbindet sie diese beiden Blicke: Kunst trifft Kenntnis, Klarheit verschmilzt mit Kreativität. Dieser Doppelcharakter setzt sich auch in Waletzkis konkreter Arbeit fort.
In ihrer Kunst folgt die Farbe der Form. Das ist beim Linol- und Holzdruck durchaus wörtlich zu verstehen. Um mehrfarbig zu drucken, gibt es zwei Vorgehensweisen: Bei der Mehrplattentechnik schnitzt die Künstlerin für jede Farbe eine eigene Druckplatte.
Bei der "Technik der verlorenen Platte" bearbeitet die Künstlerin eine einzige Druckplatte. Sie schnitzt und druckt anschließend eine Farbe, schnitzt weiter und druckt die zweite und so weiter. Bei jedem Arbeitsschritt gehen Details der vorherigen Farben verloren. Am Ende des Prozesses ist die Platte regelrecht weggeschnitzt, eben "verloren". In ihrer Ausstellung "Aug in Aug – Tierporträts im Mehrfarben-Hochdruck" finden Besuchende Drucke beider Techniken.
Wissenschaft und Kunst verbinden sich in der Arbeit von Gudrun Waletzki nicht nur hinsichtlich ihres Blickes auf das Tier. Das Schnitzen und Drucken gleichen dem evolutionären Prozess: Aus einer begrenzten, einfachen Form entsteht Vielfalt – in diesem Fall farbliche Vielfalt.