Bücher aus dem Feuer
Lesung gegen das Vergessen
Der 10. Mai 1933 war für viele Menschen in Deutschland ein lebensentscheidender Schicksalstag. Von heute auf morgen verloren sie ihre Lebensgrundlage. Denn am 10. Mai 1933 – vor 91 Jahren – verbrannten Professoren und Studierende auf lodernden Scheiterhaufen Bücher von Hunderten von Autor:innen. Deutschlandweit organisierten die Nazis diese Feuer auf großen Plätzen – wie in München auf dem Königsplatz – als „Gesamtaktion“ gegen den intellektuellen „Zersetzungsgeist“.
Seit vielen Jahren werden am 10. Mai deutschlandweit öffentliche Lesungen aus diesen „verbrannten Büchern“ organisiert: Auch in diesem Jahr werden am 10. Mai wieder einst verbrannte Texte auf dem Odeonsplatz vor der Theatinerkirche gelesen.
Am Freitag, den 10. Mai 2024 erinnern ab 12 Uhr Lesungen einst verbrannter Texte an die von den Nationalsozialist:innen verachteten Autor:innen. Unter anderem Oberbürgermeister Dieter Reiter, Claus von Wagner, Ricci Hohlt, Kulturreferent Anton Biebl, Julia Schmitt-Thiel sowie Lehrende und Studierende der LMU werden aus einst verbrannten Büchern lesen und so an die Werke und ihre Autor:innen erinnern.
Erinnerung auch online
Was 2020 eher als Notlösung begann, erfreute sich in den letzten vier Jahren großer Beliebtheit: Während der Corona-Pandemie sammelten wir Video-Lesungen auf den Instagram- und Facebook-Kanälen der Lesung gegen das Vergessen sowie den YouTube-Kanälen des Paul-Klinger-Künstlersozialwerks e.V. und der Mohr-Villa Freimann. Über 50.000 Menschen schauten online die Videos, die Lesende vorab aufgezeichnet hatten, und lauschten digital den Gedichten, Geschichten und Liedern einst verächteter Autor:innen. Die Videos können noch immer angesehen werden.
Mitmachen bei der Online-Aktion
Wer gerne selbst einen Auszug eines Buches, das der Bücherverbrennung zum Opfer fiel, online zum Besten geben will, ist herzlich dazu eingeladen! Menschen aus aller Welt sind dazu aufgerufen, am 10. Mai 2024 ein Lesevideo auf ihre Social-Media-Accounts hochzuladen und mit den Hashtags #gegenvergessen und #10mai1933 zu versehen. Die offiziellen Instagram- und Facebook-Kanäle der Lesung gegen das Vergessen teilen die veröffentlichten Lesebeiträge, so wird auch online Aufmerksamkeit und Bewusstsein geschaffen für die vor 91 Jahren verbrannten und noch immer wichtigen und wertvollen Texte.
Ein breites Bündnis gegen das Vergessen
Bereits seit 2008 findet die Gedächtnislesung am 10. Mai auf dem Odeonsplatz statt. Initiiert wurde das Projekt von Gerhard Schmitt-Thiel, der die Lesung auch bis zu seinem Tod im März 2024 jedes Jahr mit Renate Hausdorf in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München organsierte. Ihnen zur Seite stehen das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. und die Vereine Mohr-Villa Freimann e.V. sowie Global Understanding e.V. Als Nachfolgerin von Gerhard Schmitt-Thiel übernimmt Helena Nitsche in diesem Jahr die hauptverantwortliche Organisation, nachdem sie die Aktion während der Corona-Pandemie auf verschiedenen Online-Plattformen verantwortete.