Jerba-Sandalen
Lesung aus der Erzählung von Kaouther Tabai
Im Rahmen der Reihe "Der Widerstand ist weiblich - andelante mujeres!"
„…Was haben die Väter für Probleme, dass sie Götter sein wollen und dabei so böse sind, dass sie einem nur Schrecken in die Knochen jagen? Sie zittert, sie fühlt sich wie ein Kaninchen gegenüber ihm, dem Löwen. Sie vermeidet seinen Blick. Und ihre Antworten kommen so sicher, so deutlich, so kompromisslos. Ich sage die Wahrheit, und dann soll es kommen, wie es kommen soll: „Ja, mein Vater hat meine Mutter angegriffen.“ „Ja, mein Vater hat meine Mutter vor uns Kindern mit dem Küchenmesser bedroht.“ „Ja, mein Vater war sturzbesoffen und konnte kaum stehen.“ „Ja, ja, ja…“Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit …“
Kaouther Tabai, 1964 in Tunis geboren, ist Lyrikerin und Übersetzerin. Sie kam 1983 nach München, um Informatik an der Technischen Universität zu studieren und lebt heute noch dort. Sie schreibt auf Arabisch und Deutsch und übersetzt literarische Texte, vor allem Lyrik. In zahlreichen, teilweise sehr persönlichen, Kurzgeschichten gelingt es Kaouther Tabai, in ihrem Erzählband „Jasminknospen – von Tunesien nach Deutschland … und dann?“ die Konflikte der arabischen Welt und das Hin-und-Hergerissen-Sein der Jugend zwischen ängstlich-trotzigem Fundamentalismus und Globalisierung, die sozialen und politischen Probleme und die mit dem arabischen Frühling verbundenen Hoffnungen begreifbar zu machen.
Musik: Marliese Glück, freiberufliche Musikerin, spezialisiert auf orientalische und historische Percussion-Instrumente
Moderation: Marie-Jules Mpot Mimbang
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